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18 Jahre Rechtsanwaltsfachangestellte 

Ein Bericht aus dem Kanzleialltag

Ich habe meine Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten 2005 im zarten Alter von 17 Jahren begonnen und bin seitdem immer dabeigeblieben.

Wie alles begann – meine Zeit als Auszubildende und der (technische) Entwicklungsstand der Kanzlei

Das RVG war gerade ein Jahr alt, davor gab es die BRAGO, die mir - da ich fast ausschließlich mit dem RVG zu tun hatte - immer fremdgeblieben ist. Die BRAGO und ich kannten uns quasi nur vom Hörensagen. Damals saß ich oft stundenlang in einem kleinen separaten Büro in der Kanzlei um Handaktenbögen, Überweisungsvordrucke, Mahnbescheidantragsformulare und Aktenreiter mit der Schreibmaschine auszufüllen. Eine Anwaltssoftware hatte mein Ausbildungsbetrieb nicht, so dass ich meinen Beruf von der Pike auf erlernt habe. Mir wurden Formularbücher und Gesetzestexte zur Verfügung gestellt und ich durfte je nach Fall Texte selbst erarbeiten, Anträge und Schriftsätze formulieren und diese dann meiner Ausbilderin zur Durchsicht und Absegnung vorlegen.

Das klingt zunächst vielleicht eher rückständig, war mir jedoch unter anderem in der Berufsschule im Unterrichtsfach„RA-Micro“ eine sehr große Hilfe, da ich wusste, was ich wann wo eingeben muss und warum. Im späteren Berufsleben hatte ich dadurch auch keine Berührungsängste, wenn in manchen Fällen ein Schriftsatzentwurf oder ähnliches von mir verlangt wurde.

Damals hatten wir in der Kanzlei ein Aktenregisterbuch, in welches ich jede Akte händisch eingetragen habe. Bei der Aktenablage wurde in dieses Registerbuch in der entsprechenden Spalte die Ablagenummer und das Ablagedatum eingetragen. Fristen und Termine trug ich ebenfalls händisch sowohl in den Sekretariatskalender als auch den kleinen Buchkalender meines Chefs ein. Die Wiedervorlagen waren nach Datum sortiert in einem kleinen Rollwagen und mussten am entsprechenden Tag herausgenommen und vorgelegt werden.

E-Mails bearbeitete ich zu dieser Zeit selten, die Kommunikation fand hauptsächlich auf dem Postweg statt und so konnte man sichergehen, dass nach ca. zwei bis fünf Tagen eine telefonische oder schriftliche Rückmeldung des Mandanten oder der Gerichte/Behörden kam. Fristen schickte man vorab per Fax, danach das Original mit Anlagen, einer beglaubigten Abschrift nebst Anlagen und einfacher Abschrift an das Gericht. Bei mehreren Parteien musste auf die Anzahl der einzureichenden beglaubigten Abschriften und einfachen Abschriften geachtet werden. Wir hatten auch ein Postfach beim Amtsgericht und im örtlichen Postzentrum. Ich war also montags bis freitags verpflichtet, neben unserem Bürobriefkasten auch die beiden Postfächer zu leeren.

Das Jahresende war immer eine besonders spannende Zeit. Einem oder mehreren Mandanten oder meinem Arbeitgeber war kurzfristig noch eingefallen, dass in einem Fall die Verjährung eintreten könnte zum Jahreswechsel und das musste natürlich um jeden Preis verhindert werden. Aus diesem Grund durfte ich - nachdem ich im Besitz eines Führerscheines war - als Auszubildende und spätere Angestellte jedes Jahr (gerne noch am Silvesternachmittag) zum zuständigen Mahngericht in die nächstgrößere Stadt fahren und dort entsprechende Mahnbescheidsanträge in den Nachtbriefkasten einwerfen. Hach, das waren noch Zeiten!

Die Entwicklung schreitet fort – Die E-Mail revolutioniert auch in der Kanzlei die Kommunikation

Nach und nach wurde das Kommunikationsmedium E-Mail immer populärer und dies hat sich stetig gesteigert. Heutzutage verfügen die meisten Menschen über ein Smartphone und haben ihr E-Mail- Postfach stets auf Empfang. Ich erlebe es im Kanzleialltag regelmäßig, dass ich umfangreiche Schriftsätze/Urteile/Beschlüsse zur Kenntnisnahme an die Mandanten weiterleite und wenige Minuten später trudelt eine dezidierte Antwort oder ein entsprechender Fragenkatalog des Mandanten in meinem E-Mail-Postfach ein.

Wo stehen wir heute – Die ReFa in der modernen Kanzlei

Für manche Mandanten ist es nur schwer nachvollziehbar, dass die zuständige Anwältin oder der zuständige Anwalt diesen Schriftsatz/Beschluss bzw. dieses Urteil noch nicht einmal gelesen hat. Vielleicht befindet sich der Berufsträger/die Berufsträgerin in diesem Moment in einem Gerichtstermin, auf einer Fortbildung oder in einem anderweitigen Besprechungstermin mit Mandantschaft. Allerdings ist die Reaktion der Mandanten auch verständlich, da die Möglichkeit der E-Mail-Kommunikation natürlich auch verlockend ist und die Mandanten oft- vor allem bei Übermittlung von Schriftsätzen der Gegenseite, in denen ihren eigenen Ansichten meist widersprochen wird - emotional bewegt sind.

"Ohne entsprechende Software kann ich mir die Ausübung meines Berufes heutzutage überhaupt nicht vorstellen".

Einen Arbeitsalltag ohne Software stelle ich mir sehr aufwendig und zeitraubend vor und ich denke nicht, dass ich mein Arbeitspensum auch nur annähernd erfüllen könnte.

Zur Corona-Zeit hat sich der technische Fortschritt auch sehr bemerkbar gemacht. Besprechungen konnten mühelos via Microsoft Teams stattfinden und auch die Videoverhandlung gemäß § 128a ZPO fand zumindest bei meinen Arbeitgebern oft statt, was sich in dieser für uns alle sehr harten und ungewissen Zeit als erhebliche Erleichterung herausgestellt hat. Die Durchführung war aufgrund der bereits bestehenden - jedoch bislang kaum genutzten - technischen Möglichkeiten ohne Probleme möglich.

Ich kann mich ehrlich gesagt nicht mehr erinnern, wann ich zuletzt einen Überweisungsvordruck in der Hand hatte. Ich vermute, dies liegt sieben bis acht Jahre zurück. Heutzutage läuft (glücklicherweise) alles über das Online-Banking.

"Zu meiner Ausbildungszeit wurde ich noch mit Disketten, Verrechnungsschecks und Bargeld zur Bank geschickt".

Was den Schriftverkehr mit den Gerichten und manchen Behörden angeht: Ich bekenne mich als großer Fan von beA und auch der elektronischen Akte. Zum einen wird nicht mehr ansatzweise so viel Papier verbraucht wie früher und beA ist wirklich kinderleicht zu händeln.

Ein wenig wehmut beim Blick zurück auf die "gute alte Zeit"

Ich gebe zu, manchmal habe ich den Wunsch nach ein wenig Entschleunigung in der Kommunikation, hauptsächlich E-Mails betreffend und denke an „die gute alte Zeit“ mit den Briefen zurück. Im nächsten Moment bin ich wiederum sehr dankbar, dass ich die Mandanten so gut über diesen Kommunikationsweg erreichen und informieren kann.

Alles in allem hat sich in den letzten 18 Jahren viel getan und der technische Fortschritt geht immer weiter. Ich bin froh, dass meine Arbeitskraft noch gebraucht wird und noch keine künstliche Intelligenz meinen Job übernommen hat. Ich brenne für meinen Beruf und versuche mit der Technik und den immer neuen Entwicklungen Schritt zu halten und hoffe, dass ich diesen tollen Beruf noch lange Zeit ausüben darf.

Mehr zum Autor Rechtsanwaltsfachangestellte Miriam Armbruster finden Sie unter Refa Miriam Armbruster.

Refa Miriam Armbruster  - Kanzlei Liebert und Röth, Berlin

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